26. Oktober 2021
Jeden Schultag um 9, 11 und 15 Uhr ist Schluss mit Unterricht in der Kaufmännischen Schule Geislingen (KSG). Zumindest für kurze Zeit. Dann wird getanzt. Oder es gibt einen kleinen Gymnastik-Wettstreit. Erst danach geht es mit dem Unterricht weiter.
„Ich will nicht mehr darauf verzichten“, erzählt Schülersprecher Max Gunzenhauser den Gästen einer Feierstunde, bei der die Kaufmännische Schule für fünf Jahre als „Bewegte Schule“ ausgezeichnet wird. Sie erhält dafür das Zertifikat als „Weiterführende Schule mit sport- und bewegungserzieherischem Schwerpunkt“ (WSB).
Max Gunzenhauser erklärt auch, warum ihm das Bewegungsprogramm so gefällt: „Oft ist man morgens müde und das Konzentrieren ist schwierig, aber danach fühle ich mich fitter und frischer, und es macht echt viel Spaß.“ Außerdem, fügt der 18-Jährige hinzu, stärkten die sportlichen Auszeiten die Klassengemeinschaft.
„Wir wissen alle, dass Bewegungsarmut die Gesundheit schädigt“, betont Schulleiter Roland Rimbach. Er verweist auf eine aktuelle Studie der Sporthochschule Köln, nach der Erwachsene im Jahr 2020 durchschnittlich 8,5 Stunden am Tag sitzend verbracht haben – junge Erwachsene sogar 10,5 Stunden. Das Phänomen sei jedoch schon lange bekannt. Aus diesem Grund haben sich die Lehrer der Kaufmännischen Schule vor sechs Jahren vorgenommen, mehr Sport zu treiben. Da die Wölk-Turnhalle jedoch zu der Zeit als Unterbringungsort für Geflüchtete genutzt wurde, ging Rimbach auf Gerhard Oechsle vom Geislinger Gesundheitszentrum „Respofit“ zu. Oechsle habe sein bestehendes Programm Best-Impuls an den Bedarf der Schule für die Lehrer angepasst (Infobox). „Im Lauf der Jahre haben wir das mit ihm auch auf die Schüler ausgeweitet und einiges drum herum gebaut“, macht Roland Rimbach klar.
Der Betreuer dieses Schulprozesses, Lehrer Tim Noherr, präsentiert den Gästen bei der Feierstunde diese Entwicklung: Einzelne Sporttage und Sportveranstaltungen habe es an der Schule schon immer gegeben, durch das „Best Impuls“-Programm seien dann aber die Bewegungspausen während des Unterrichts dazu gekommen, erzählt er. 2016 machte die Schule zum ersten Mal beim City-Lauf mit und bildete dafür eine Laufgruppe. Seit 2017 gibt es Mentoren in jeder Klasse, die speziell geschult werden und für ihren Einsatz ein Zertifikat für spätere Bewerbungen erhalten. Außerdem wurde die „sportliche Mittagspause“ für Schüler und Lehrer gemeinsam eingeführt. 2018 erhielt die Schule den Bildungspreis der Kreissparkasse. Von dem Geld wurden unter anderem für jedes Klassenzimmer Mini-Tischtennisplatten angeschafft. Kultusministerin Susanne Eisenmann, die 2019 zu Besuch kam, habe sich beeindruckt gezeigt, berichtet Noherr.
CDU-Landesministerin Nicole Razavi gratuliert der Kaufmännischen Schule mit einer aktuellen Videobotschaft zu der Auszeichnung. „Frühzeitig Lust auf Bewegung zu machen, ist die beste Voraussetzung, das dann auch als Erwachsener zu machen“, sagt sie. Ähnlich drückt sich Jasmin Buresch, die Vertreterin der Kreisverwaltung, aus, die Schulträger der Kaufmännischen Schule ist: Die Schulleitung habe gemeinsam mit den Kollegen etwas geschaffen, das den Schülern lebenslang etwas bringe – nämlich Bewegung in den Alltag zu integrieren.
Bevor Nadine Fricker von der Zentrale für Lehrerfort- und -ausbildung das WSB-Zertifikat an Roland Rimbach überreicht, zeigen Schüler der Klasse 12/1 mit einem Gymnastiktanz, bei dem alle eingeladen sind, mitzutanzen, wie eine der täglichen Best-Impuls-Auszeiten aussehen kann.
Info Best-Impuls ist ein vom Gesundheitszentrum Respofit entwickeltes Programm für Firmen zur Stress-Regeneration. Best steht für „Bewusstsein, Entspannung, spielerisch und Training“.
Text und Bild: Claudia Burst (GZ)