Kultusministerin Dr. Eisenmann besucht KSG
9. November 2019

Sport macht den Kopf frei

 

Keinen Schüler in einer der Abiturklassen der Kaufmännischen Schule Geislingen (KSG) hält es am Donnerstagvormittag  während des Unterrichts auf dem Stuhl. Zu schneller Pop-Musik gehen sie in die Knie und schnellen dann in die Höhe, werfen den Oberkörper von links nach recht, machen am Tisch Liegestützen. Das alles unter der Anleitung ihrer Mitschüler Isabelle Spohn und Yannick Rösel. Haben da etwa Rabauken den Unterricht an sich gerissen? Keineswegs: Die etwa drei Minuten dauernde Bewegungseinheit ist ein sogenannter Best-Impuls, der während eines Unterrichtstags in der Regel dreimal durchgeführt wird. „Wenn man kurz den Puls hochbringt, ist der Kopf danach wieder frei“, beschreibt Isabelle Spohn die Wirkung.

An diesem Morgen machen sogar prominente Gäste mit: Kultusministerin Susanne Eisenmann und Landtagsabgeordnete Nicole Razavi (beide CDU) sowie Kreiskämmerer Günter Stolz, die die Schule besuchen, um sich über das KSG-Projekt „Gesunde Schule“  (siehe Infokasten) zu informieren. Kernstück des Projekts sind die Best-Impulse.

Entwickelt wurden sie von Gerhard Oechsle, Chef des Geislinger Gesundheitszentrums Respofit. Best steht für Bewusstsein, Erholung, Spiel und Training, erläutert Oechsle. Das Konzept entstand aus Studien zur Herzfrequenzvariabilität, die Oechsle zunächst mit Leistungssportlern und schließlich auch mit Angestellten in Betrieben durchführte. Das Ergebnis: „Viele Menschen können gar nicht mehr runterfahren.“ Das heißt Herzfrequenz und Stress-Level bleiben den ganzen Tag konstant auf hohem Niveau. Bestimmte Elemente in den Tagesablauf einzubinden können wieder zu einer besseren „Balance“ führen.

„Sitzen ist tödlich“, bringt es Sportlehrer und Respofit-Mitarbeiter Harry Stock auf den Punkt. „Schon nach sechs Stunden funktionieren bestimmte Abläufe nicht mehr.“ Durch Bewegung – auch wenn es nur zwei bis drei Minuten sind – senke sich das Stress-Level. Dieser Effekt halte auch nach der Übung noch an. Wichtig sei jedoch, dass die Einheiten über den Tag verteilt werden. Eine Stunde am Morgen zu joggen, bringe wenig, wenn man danach den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt.

Auch auf die kognitiven Fähigkeiten der Schüler hätten die Impulse eine positive Auswirkung, fügt Oechsle hinzu. So verbessere sich die Aufmerksamkeitsfähigkeit der Schüler. Er habe den Jugendlichen vor und nach den Impulsen einen Fehlersuchtext vorgelegt: Nach der Bewegung fielen die Ergebnisse der Schüler um 30 Prozent besser aus, berichtet Oechsle.

Nicht bei allen Klassen sei man mit den Best-Impulsen sofort auf Begeisterung gestoßen, sagt Schulleiter Roland Rimbach. „Am Anfang hing alles an den Lehrern.“ Schließlich habe das Kollegium Verantwortung auf die Schüler übertragen: In jeder Klasse achten nun zwei Schüler als Best-Tutoren darauf, dass die Impulse ihren Platz im Unterricht finden und tragen die stattgefundenen Einheiten in ein  Kurstagebuch ein. Außerdem leiten sie Übungen an und stellen sicher, dass sie richtig ausgeführt werden. Dieser Ansatz habe sich gut bewährt, meint Rimbach, der nach vier Jahren mit den Best-Impulsen ein positives Fazit zieht.

Das Konzept wirke dem Bewegungsmangel entgegen, koste kaum etwas, motiviere die Schüler generell, sich mehr zu bewegen und stärke Klassen- und Schulgemeinschaft. Der einzige Negativ-Punkt: Die Zeit für die Impulse geht von der Unterrichts-Zeit ab. Kultusministerin Susanne Eisenmann war beeindruckt: „Dass so etwas kontinuierlich über viele Jahre hinweg als Markenkern in den Unterricht integriert wird, habe ich an einer Schule in Baden-Württemberg noch nie erlebt“, sagte sie. Sie werde die Erfahrungen aus der KSG mit in das Zentrum für  Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) nehmen – als Vorbild für andere Schulen.

 

Das Konzept „Gesunde Schule“ an der KSG

 

Die Best-Impulse sind zwar der Kern des Konzepts, doch an der KSG gibt es noch weitere Maßnahmen zu Gesundheitsförderung und Prävention.

Die sportliche Mittagspause findet zweimal wöchentlich statt. Angeboten werden Volleyball, Badminton und Tabata.

Der City-Lauf wird aktiv beworben. Es gibt einen gemeinsamen Trainingslauf und einheitliche Trikots. Seit drei Jahren stellt die KSG beim Hauptlauf die größte Läufergruppe.

Gesunde Pausensnacks, ein Ernährungs-Workshop und Aktionen am Schuljahresende runden das Angebot ab.

 

Text und Foto: GZ

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