Kabarettist Muhsin Omurca startet „Woche gegen Rassismus“
21. März 2019

Wenn man über etwas lachen muss, dann denkt man automatisch mehr darüber nach“, sagt Marcia Sedlaczek. Das ist das Fazit der 18-jährigen Schülerin des Geislinger Wirtschaftsgymnasiums aus dem Kabarett von Muhsin Omurca, das sie gemeinsam mit etwa 80 Mitschülern der gesamten Jahrgangsstufe 1 erlebt hat. Mit dem Kabarett hat am Montag in der Kaufmännischen Schule die  „Internationale Woche gegen Rassismus“ begonnen, während der unter anderem auch Workshops und ein Präventions-Theater stattfanden. Schulsozialarbeiterin Isabel Leibfarth ini­tiierte und organisierte die Veranstaltungsreihe gemeinsam mit der Deutsch- und Spanischlehrerin Sibel Tuncer. „Wir wollen unser Schulmotto ‚Schule ohne Rassismus’ mit Leben füllen“, erklärt Leibfahrt die Intention. Der gestrige Internationale Tag gegen Rassismus und die entsprechenden Aktionswochen lieferten den Anlass. Isabel Leibfahrt wandte sich an die „Stiftung gegen Rassismus“, bei der Muhsin Omurca Mitglied ist. Die Stiftung stellte nicht nur den Kontakt zu dem seit mehr als 30 Jahre erfolgreichen Kabarettisten und Karikaturisten her, sie übernahm darüber hinaus dessen Honorar. Muhsin Omurca begann den außergewöhnlichen Unterricht damit, von sich zu erzählen und mit den Zwölftklässlern zu plaudern.

Das Thema Rassismus griff der gebürtige Türke eher unauffällig auf, als er von seinem Werdegang sprach und davon, wie er bis heute mit den deutschen Artikeln zu kämpfen habe: „Die deutschen Artikel sind für Türken Folter, Menschenrechtsverletzungen, ein Fall für Amnesty International.“ Inzwischen habe er die deutsche Staatsbürgerschaft, berichtete er: „Aber Deutscher zu werden, ist schwerer als Astronaut zu werden.“ Mit Blick auf eine blonde Zuhörerin stellte Muhsin Omurca fest: „Du bist eine Zufallsdeutsche, ich dagegen bin staatlich geprüfter Deutscher.“ Nur er habe damit eigentlich das Recht zu sagen, er sei stolz, Deutscher zu sein. Mit seinem deutschen Pass sei er jedoch nicht automatisch integriert, hat Omurca festgestellt. Dafür seien Anleitungen à la Ikea notwendig, also Anleitungen ohne Worte, die alle verstünden. Wichtig für ihn als Satiriker sei die Fähigkeit, über sich selbst lachen zu können, konstatierte er. Im Lauf seiner Ausführungen nahm Omurca Türken und Deutsche gleichermaßen auf die Schippe. Besonders laute Lacher erntete seine Beweiskette dafür, dass Adam und Eva Türken gewesen sein müssen. „Wären sie Deutsche gewesen, hieße es Eva und Adam“, sagte er. Und: „Hätte der Schöpfer zu Deutschen gesagt, esst den Apfel nicht… die hätten gehorcht. Deutsche gehorchen immer!“ Und nicht zuletzt sei es typisch türkisch, sich für Nacktheit zu schämen. „Deshalb die Feigenblätter, ganz abgesehen davon, dass Deutsche Eichenblätter benutzt hätten.“ Am Ende seines Programms beantwortete der Kabarettist Fragen der Schüler, zum Beispiel, warum er sich gegen Rassismus engagiere. „Da einem das Thema überall begegnet. Ich will Leute zum Nachdenken bringen und hoffe, dass es in den Köpfen was bewirkt.“

Text: Claudia Burst (GZ)

Foto: Markus Sontheimer

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