19. April 2019
Kein Smartphone, kein Tablet, kein PC vom Schulbeginn am Montagmorgen bis Donnerstagmittag nach Schulschluss. Dieser Herausforderung unter dem Motto „72 Stunden offline“ stellten sich 28 Schülerinnen und Schüler der Berufskollegklasse BK 1/2 der Kaufmännischen Schule Geislingen. Anlass war ein Schulaufsatz: Die Schüler sollten Argumente für und gegen die Handynutzung von Minderjährigen finden. Erstaunlicherweise fanden sie die schlagkräftigeren Argumente gegen die Smartphonenutzung und so entstand die Projektidee, die sie zusammen mit ihrer Deutschlehrerin Elisabeth Schwenk in die Tat umsetzten. Neben den Grenzen und Gefahren der Digitalisierung und den Folgen und Schäden durch Mediensucht wollten die Schüler auch ihr eigenes Verhalten unter die Lupe nehmen und setzten sich selbst auf Entzug. Lediglich 60 Minuten am Tag war die Handynutzung erlaubt, so die Vorgabe. Einen Tag nach Projektstart bekamen sie Besuch von der Stuttgarter Influencerin Kim Hoss, die sich mit ihrem Account „handywegvomsteuer“ gegen die Nutzung von Handys am Steuer engagiert. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Nutzer auf das hohe Risiko ihres Handelns aufmerksam zu machen. Denn das Smartphone ist laut Polizeistatistik mittlerweile Unfallursache Nummer Eins – mit teilweise tödlichen Folgen. Nach einer Diskussionsrunde machten sich die Schüler selbst ans Werk und drehten eigene Kurzclips, die als abschreckendes Beispiel dienen sollen und auf Instagram veröffentlicht wurden.
Nach den Osterferien steht die Auswertung des Selbsttests und eine Präsentation an. Der Lehrerin Elisabeth Schwenk liegt das Projekt deshalb am Herzen, weil die häufige Smartphonenutzung dazu führen könne, dass man wichtige zwischenmenschliche Kontakte vernachlässige und wertvolle Momente verpasse. Kurz vor Versuchsende zogen die Schüler schon einmal ein vorläufiges Resümee: Felix Friedel war – wie seine Mitschüler – der Meinung, dass sich auch andere Klassen dieser Herausforderung stellen sollten, um ihr Konsumverhalten kritisch zu überdenken. Denn, so Schüler Denis Kucek, in vielen Situationen greife man mittlerweile zum Smartphone, ohne es noch zu registrieren. Gerade abends oder wenn man warten müsse, zum Beispiel an der Bushaltestelle, passiere der Griff zum Handy quasi automatisch. Das seien, zusammen mit organisatorischen Dingen wie der Verabredung mit Freunden oder dem Nachschauen in der Bus-App, die größten Herausforderungen des Versuchs gewesen. Aufgerüttelt hat das Projekt auf jeden Fall, denn für die Zukunft haben sich die Schüler Änderungen in ihrem Nutzungsverhalten vorgenommen: Adriana Schnell beispielsweise möchte bei Treffen mit Freunden das Handy zukünftig beiseite legen und auch Sarah Adolph stellte fest, dass man eigentlich gar nichts verpasse, wenn man mal offline sei. Trotz aller positiver Erkenntnisse mussten die Schüler am Ende aber auch ehrlich feststellen: Komplett durchgehalten haben den Versuch nur fünf der 28 Schüler. Alle anderen reduzierten ihr Nutzungsverhalten zwar deutlich, überschritten aber mindestens einmal die 60-Minuten-Vorgabe.