Abiball im Livestream
28. Juli 2020

„Ihr seid mit Abstand die Besten“, sagte Roland Rimbach, Leiter der Kaufmännischen Schule in Geislingen, bei der Abschlussfeier des Wirtschaftsgymnasiums. 67 Abiturienten nahmen ihr Abiturzeugnis entgegen, viele von ihnen wurden noch mit besonderen Auszeichnungen bedacht. „Von 13 Jahren Schulzeit ist das letzte halbe Jahr sicher am einprägsamsten“, befand der Schulleiter. Was in diesem Fall auch der Pandemie geschuldet ist: Geschlossene Schule, Fernlern-Unterricht und Distanz halten sind für die Schüler seit dem Frühjahr notgedrungen Alltag geworden. Auch die Abschlussfeier spiegelte die Ausnahmesituation wider: Die 100 Personen fassende Schulaula hatten die ehemaligen Schüler des Wirtschaftsgymnasiums bewusst ausgewählt. Dort fanden vier Abschlussklassen, alle Pädagogen, die Technik und Fotografen gemäß den Vorschriften der Corona-Verordnung Platz, die Abstandsregeln ließen sich dort am besten wahren. Der eigentliche Wermutstropfen war jedoch, dass die Eltern nicht vor Ort sein konnten. Dabei waren sie trotzdem – dank moderner Technik: Auf Youtube wurde die Abschlussfeier gestreamt. Wie bei Videokonferenzen, die in Corona-Zeiten mehr und mehr üblich wurden, konnten sich die Eltern zu Hause mit Hilfe eines Codes einloggen.

Wie Familie Frieß in Kuchen. Im heimischen Wohnzimmer lauschten die Eltern von Annalena Frieß den Reden und den Beiträgen der Abi-Band und freuten sich, ihre Tochter bei einem ihrer wichtigsten Momente zu sehen. „Wir bedauern es, dass es keinen Abi-Ball gibt. Das ist doch einmalig im Leben“, erzählte Mutter Sabine.

Schulleiter Rimbach forderte die Abiturienten dazu auf, den Schlagwörtern „Not-Abitur“ und „Corona-Abitur“ kein Gehör zu schenken. Vielmehr lobte er die Schüler, die in Corona-Zeiten veränderte Lernbedingungen hinnehmen mussten. „Erworben haben sie sich dabei Belastbarkeit und Stressresistenz – wichtige Werte, die sie im Leben weiterbringen.“ Schulsprecher Sinan Sari unterstrich in seiner Rede den positiven Tenor Rimbachs und bestätigte mit jugendlichem Charme: „Wir sind die Elite.“

Die Abi-Zeitung erinnert an gemeinsame Reisen, an Begebenheiten aus dem Unterricht und liefert ein Porträt eines jeden Absolventen. „Es war keine leichte Zeit“, ist darin oft zu lesen. Was auch Maximilian Baumgartner (20) aus Bad Überkingen bei der Feier im persönlichen Gespräch erzählte. Seine berufliche Tendenz gehe in Richtung Journalismus, Deutsch sei sein Lieblingsfach gewesen. Mit seinem guten Notenschnitt sei er zufrieden, wenn er an die Lernbedingungen der vergangenen Monate denke. „Die Abiturprüfungen hatten sich coronabedingt immer weiter nach hinten verschoben“, erläuterte Rimbach. Erst um Pfingsten hätten die Prüfungen stattfinden können. „Die Prüfungsaufgaben waren nicht geschönt, eher schwerer als sonst“, erklärte der Schulleiter. Erst drei Tage vor der Abschlussfeier seien die letzten mündlichen Prüfungen gewesen.

Nach dem zweistündigen Programm der Abschlussfeier trennten sich schließlich die Wege der Absolventen. Gefeiert wurde hernach nur im kleinen Kreis. Für Annalena Frieß sollte es im Garten der Eltern noch eine kleine Party geben.

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